Die Ursprünge des Weinbaus im Roussillon
Im 7. und 8. Jahrhundert v. Chr. betrieben griechische Seeleute aus Korinth eine ertragreiche Küstenschifffahrt. Eine ihrer Frachten, das Eisen der Pyrenäen, ließ sie oft in den Buchten unserer Felsküste vor Anker gehen. Der Canigou – mit seinen 2800 Metern ein einfacher Anhaltspunkt – leitete sie. Sie erklärten ihn zum höchsten Berg ihrer Welt. Im Laufe ihrer vorübergehenden Kolonisierung pflanzten sie Weinreben. Plinius der Ältere bestätigte deren Präsenz am Fuße der küstennahen Pyrenäen und rühmte die süßen Weine dieses Landstrichs. Im 13. Jahrhundert erfindet Arnau de Vilanova, Arzt des Königreichs von Mallorca, die wundersame Verbindung „des Likörs der Trauben und ihrem Weingeist“ und entdeckt dadurch das Geheimnis der stumm gemachten Weine. Dies ist der Ursprung der Herstellung von Vins Doux Naturels: Eine Patentschrift von Jaume II (Jacques II), König von Mallorca, am 17. November 1299 in Perpignan verfasst, bestätigt deren Anwendung.
Unserer Gegenwart näher, erweitern oder verringern sich die Rebflächen in den letzten drei Jahrhunderten je nach politischen, ökonomischen oder von Rebkrankheiten bestimmten Umständen. Ihre Entwicklung zwischen 1741 (9 000 ha) und 1882 (76 000 ha) folgt und entspricht der Verbesserung des Warenaustausches. Die Ankunft der Eisenbahn in Rivesaltes stellt die bedeutendste Beschleunigung dar.
Die Reblausplage als Ursprung neuer Weinberge
Auf brutale Weise raubt und zerstört die Reblaus einen Teil der Weinberge. Eine Erhebung von 1891 verzeichnet nur noch 42 000 ha. Neue, auf amerikanische Unterlagen gepfropfte Weinberge werden angelegt und der Weinbau lebt erneut auf. Schnell, durch die Fortschritte der Mechanisierung beschleunigt, ergreift eine beispiellose Besessenheit der Neupflanzung die Region. Doch man bevorzugt die Anpflanzung von Rebsorten geringer Qualität, die sehr reichliche Ernten von leichten, geschmacklosen Weinen ergeben. 1935 erreicht die Rebfläche 72 000 ha. Von da an nimmt sie ab, um sich 2009 auf eine Fläche von 24 000 ha zu begrenzen. Die Produktionsmenge sinkt noch deutlicher. Von über 4 Millionen Hektoliter 1935 und über 3 Millionen 1960 liegt sie heute bei 800. 000 Hektoliter.
Die Ära der Anerkennung
Im Laufe dieser bewegten Geschichte – von mühseliger Arbeit und blutigen Revolten geprägt – wurde Quantität durch Qualität ersetzt. Das 1935 geschaffene INAO begleitete diese Politik und belohnte das Roussillon durch die Verleihung der AOCs Rivesaltes, Maury und Banyuls 1936, Muscat de Rivesaltes 1956, Banyuls Grand Cru 1962, Collioure 1971, Côtes du Roussillon und Côtes du Roussillon Villages 1977. Eine aufschlussreiche Anerkennung der fortwährenden Anstrengungen der Winzer.
Die Rückkehr zu den Weinbergen vergangener Zeiten, die auf heißen und trockenen Hängen wurzeln und wenig, aber Wein von hoher Qualität erzeugen, knüpft erneut an die Tradition an.
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