©Caroline MOREL-GEOFFROY
Das Jahr startete im Roussillon mit einem trockenen Winter, gefolgt von einem nassen Frühling, der durch die Tramontana-Winde ausgeglichen wurde, und einem Sommer, dessen Hitzewellen durch eine anhaltende Wasserzufuhr abgemildert werden konnten. Und so steht einem perfekten Jahrgang 2018 nichts mehr entgegen. Die Winzer freuen sich – nach den historisch niedrigen Erntemengen der Jahrgänge 2016 und 2017 – besonders über die größeren Erträge.
Nach einem relativ trockenen Winter sorgte der Frühjahrsregen mit 262 mm pro m² – ein Plus von 42% im Vergleich zum Durchschnitt – für eine gute Bewässerung. Die Niederschläge füllten die Wasserreserven der Böden wieder auf und begünstigten die Entwicklung der Reben während des Vegetationszyklus.
Die regnerischen Episoden im Frühling zwangen die Winzer außerdem dazu, den Gesundheitszustand ihrer Weinberge engmaschig zu überwachen.
Glücklicherweise hat der Tramontane, ein starker Nordwestwind aus den Bergen in Richtung Golf von Lion, im Allgemeinen seine Rolle als natürliches Entwässerungssystem erfüllt, indem er nach jedem Regenguss die Feuchtigkeit wegwehte.
Über die natürlichen Einflussfaktoren hinaus sorgte das Know-how der Winzer in diesem schwierigen Frühling für einen perfekten Gesundheitszustand der Weinberge.
Dank der Aufstockung der Wasserreserven und der relativ kühlen Temperaturen im Frühjahr überstanden die Reben außergewöhnliche Augusthitze sehr gut. Bis zur Ernte war der Vegetationszyklus fast normal. Da kein Wassermangel herrschte, konnten sich die Rebstöcke optimal entwickeln. Dieses zeigte sich in einem guten Gleichgewicht von Trauben und Blättern.
Die Trauben reiften normal heran, und die Lese der trockenen Weiß- und Roséweine startete im normalen Rhythmus Ende Juli. Bei den Rotweinen wurde die Geduld der Winzer zeitweise auf eine harte Probe gestellt. Denn die die kühlen Nächte verlangsamten die kinetische Reife. Ab Anfang September schafften die für die Jahreszeit tiefen Nacht- und Morgentemperaturen gute Voraussetzungen für eine optimale Reifung der Phenolverbindungen in den Trauben, während der Säuregehalt und die Frische ihres aromatischen Profils erhalten blieben. Je nach Gebiet begann die Ernte der roten Rebsorten ein bis zwei Wochen nach dem Ernteende der weißen Rebsorten.
Insgesamt erstreckte sich die Erntesaison 2018 für den Großteil der trockenen Weine über einen besonders langen Zeitraum – von Ende Juli bis Anfang Oktober. Bei den natürlichen Süßweinen („VDN“ = Vins Doux Naturels) und den Rotweinen auf einer Höhe von über 350 m dauerte die Ernte sogar bis Mitte Oktober.
Die trockenen Weiß- und Roséweine und der Muscat de Rivesaltes (VDN) zeigten recht schnell ein zartes aromatisches Profil mit floralen und frischen Fruchtnoten. Bei den ersten Verkostungen nach dem Abstich präsentierten sich die Rotweine stoffig mit einer erfrischenden Säure. Nach der malolaktischen Gärung bestätigte sich dieser Eindruck. Es gesellten sich aber noch zusätzliche und intensivere Aromen hinzu.Der Jahrgang 2018 beweist großes Potenzial – mit einer aromatischen Komplexität, die gleichzeitig jugendlich und tiefgründig ist. Seine Textur ist sanft, elegant und geprägt von reifen und samtigen Tanninen. Der Jahrgang spiegelt eindrucksvoll die vielfältigen Terroirs wider, denen die Winzer mit ihrer Arbeit täglich Respekt zollen. Dieser qualitativ hochwertige Jahrgang unterscheidet sich von den früheren durch sein mäßiges, aber eher repräsentatives Produktionsvolumen. 2016 hingegen wurden im Roussillon historisch niedrige Erträge erzielt und auch 2017 wurde an der gesamten Mittelmeerküste nur bescheidenes Produktionsvolumen erreicht.Kurz zusammengefasst: 2018 hat durchaus das Potential, einer der größten Roussillon-Jahrgänge zu werden!